2012
Entdeckung Nummer 4
"Cru de Bois"
Weingut Karl H. Johner / Baden

(34.50 € / ausverkauft)

Unsere diesjährige Entdeckung hat vor ihrer Auslieferung schon an drei Wettbewerben teilgenommen:

Falstaff Ausgabe 4/2011
Unter dem Namen „Pinot Noir Edition CSH“ als einziger Johner - Burgunder unter den Top 25 beim „Deutschen Spätburgunder Preis“. Bewertet mit 92 Punkten - nur sechs Weine erhielten mehr. Die Weinbeschreibung: „Mittleres Karmingranat, dezent unterockert, breitere Randaufhellung. In der Nase feine florale Nuancen, dunkles Beerenkonfit, Orangenzesten, ein Hauch von Rumtopf und Dörrobst. Frisch und ausgewogen, lebendige Säurestruktur, mineralisch - salzig, gut anhaltend, feine rotbeerige Frucht im Nachhall, hat Reifepotential.“
Angegebener Preis: 40 Euro

VINUM Dezember 2011
Die Johners schaffen es mit drei Spätburgundern ins Finale des „Deutschen Rotwein - Preises“. Chef - Juror Rudolf Knoll ruft Patrick Johner an, gratuliert und sagt, dass einer der drei Burgunder einen Hauch besser gewesen wäre: der Pinot Noir Edition CSH. Die Verkostungsnotiz: „Weinnamen entstehen manchmal auf kuriose Weise. VINUM - Mitarbeiter Carsten Sebastian Henn gab die Anregung […]. Das Ergebnis: Waldbeeren, etwas Zedernholz im Duft, saftig, Spiel, geschmeidig, elegant. Pate Carsten darf zufrieden sein. 2011 bis 2017.“

Gault Millau Weinguide 2012
Mit 92 Punkten höchstbewerteter Rotwein des Gutes.
Angegebener Preis: Über 100 Euro. Später geändert in: Auf Anfrage.

Was keiner wusste: dieser Wein ist ein Trojanisches Pferd. Denn Vater Karl Heinz und Sohn Patrick Johner verrieten den Kritikern nicht, was es mit dem Wein auf sich hatte. Aber was ist nun das Geheimnis dieses Spätburgunders, der die deutsche Weinkritiker-Elite begeisterte?

Er ist ein 200%er.

Unseres Wissens nach der Erste Deutschlands.

200 % neues Holz. Das heißt, der Spätburgunder lag in neuen Barriques und wurde danach nochmals in neue Barriques gelegt, um ihm noch mehr Kraft und Struktur zu verleihen. Ich suchte einen Winzer, der solch etwas Verrücktes wagen wollte, der offen für Neues ist, furchtlos, und der Spätburgunder erzeugt, die genug Kraft haben, um so viel Holz zu vertragen. Es gab nur eine Wahl für mich: Die Johners vom Kaiserstuhl. Das Weingut ist seit seiner Gründung im Jahr 1985 dafür bekannt, dass es ungewöhnliche Wege geht, Pionierarbeit leistet. Sei es, was den Ausbau in Barrique-Fässern angeht, alternative Flaschenverschlüsse oder eine „Zweigstelle“ in Neuseeland. Doch Junior - Chef Patrick Johner war skeptisch. Das schrieb er mir damals: „Bisher kennen wir den Einsatz von 200 % Neuholz, also nach 12 Monaten im neuen Holz Abstich in weitere neue Fässer mit weiterer Lagerung von 12 Monaten, nur bei den sehr kräftigen Rotweinsorten, die eine enorme physiologische Reife mit sich bringen. Also Cabernet, Syrah und Co. aus den „Always Sunshine“ -Regionen dieser Erde. Nur diese Weine mit ihrer intensiv reifen Aromatik sind in der Lage, die enorme Menge an Holzaromen aufzunehmen und im Wein zu integrieren. Der stärkere Eintrag von Sauerstoff durch das Neuholz bewirkt auch eine wunderbare Heranreifung von kraftvollen jugendlichen Tanninen. Sind diese zwei Grundvoraussetzungen nicht gegeben, dann wirkt der Wein überholzt und verliert seine ursprüngliche sortentypische Klasse. Aktuell solch ein Verfahren auf deutsche Spätburgunder anzuwenden, würde nicht funktionieren. Mir sind sogar die 100% Neuholz Spitzenspätburgunder zu holzig - sie verlieren zu stark ihre Identität.“

Doch dann wagte er es. 200 % . Volle Kanne. Volles Karacho. Und es gab gerade genau den richtigen Wein dafür. Die Lage: Bischoffinger Steinbuck – die Beste des Ortes. Bestockt mit Reben aus dem Burgund, zwei verschiedenen Dijonklone, gepflanzt 1998 und 2000. Sie stehen auf Vulkanverwitterungsboden. Der Name Steinbuck stammt von Steinbuckel, und wer den Hügel südwestlich von Bischoffingen kennt, weiß warum. Man muss nicht weit buddeln, bis man den Steinbuckel erreicht. Als die Johners diese Lage bestockten, brachen sie den steinigen Boden mit einem Bagger auf, damit die Reben zwei Meter tief wurzeln können. Eine Parzelle liegt im Kesselbereich, eine auf dem Berg, also konvex und konkav, die Kombination dieser beiden Ausrichtungen führt zu besonders komplexen Weinen. Die Johners arbeiten gerne hier, hat man doch einen grandiosen Blick Richtung Colmar, Breisach, die südlichen Vogesen. „Ausschau nach Burgund“ nennen sie es selbst.

Der Jahrgang: 2009. Für Johners der größte des vergangenen Jahrzehnts. „Wir hatten eine schlechte Blüte – und dadurch von Natur aus niedrige Erträge. Beim Ausdünnen im Sommer mussten wir nur die nachreifenden grünen Trauben runterschneiden.“ Ab Ende August wurde es nachts kalt und wahnsinnig trocken bis weit in den goldenen Oktober hinein – ideal für die Traubenreife. „Wir hatten alle Zeit der Welt bei der Lese !“ Die Erträge waren klein, völlig gesund und voller Extrakt. 104 Grad Öchsle brachten unsere Spätburgunder auf die Waage. Eine der Kaiserstühler Traktorsafaris fuhr immer zu Johners Parzellen im Steinbuck, weil die Trauben dort so prachtvoll waren. Vom 2. bis 7. Oktober wurde gelesen – relativ spät, weil die Johners den neuseeländischen Pinot - Stil schätzen mit reifem Lesegut, das Aromen von dunklen Früchten wie Schwarzkirsche, Brombeere und Heidelbeere sowie viel Alkohol und Vollmundigkeit mitbringt. Genau der Wein, den wir brauchten. „Nur 2003, 2007 und eben 2009 wären gut genug für 200 % neues Holz gewesen“. Gut genug für einen Cru de Bois – einen Cru des Waldes, des Holzes.

Vergoren wurde der Wein mit Reinzuchthefe, kontrolliert im Edelstahl, dann durchlief er die malo - laktische Gärung. Schließlich ging es in die Fässer: Drei neue Barriques der Tonnellerie Saury aus Bordeaux, aus mittelstark getoastetem französischen Holz. „Das erbringt Tanninstruktur statt Kirsch - frucht“, erklärte mir Patrick Johner. 12 Monate blieben sie darin. Das waren die ersten 100 % , dann folgten die zweiten. Diesmal drei unterschiedliche Fässer, unterschiedliche Erzeuger. Eins nur leicht getoastet, das eher Holzwärme statt Vanille abgibt, ein extrem teures mit starken Röstaromen und ein drittes mit ausgewogenen. Alles für die Komplexität – und auch, um zu sehen, welches Holz am besten passt. „Alle drei erbrachten Würze und der Charakter des Fasses kam sehr stark zum Ausdruck. Sonst verleihen die Fässer dem Wein zwar ebenso Komplexität, aber die unterschiedliche Röstaromatik ist nicht so klar herausschmeckbar.“ Sieben Monate blieben sie in den zweiten Fässern. Dann wurden sie zusammengelegt und am 30. Juni 2011 abgefüllt. Danach gönnten wir dem Wein nochmals 15 Monate auf der Flasche – und dachten dabei auch an die großen Weine der Rioja, denen man ebenfalls lange Zeit auf der Flasche gönnt, bevor sie in den Verkauf kommen. Und tatsächlich erinnert der „Cru de Bois“ mit seiner Kraft und Würze ein wenig an diese.

„Dieser Wein ist wie ein Wagen, dem man einen Rennmotor eingebaut hat, der laut röhrt“, sagt Patrick Johner – und weigert sich einen Trinkzeitraum anzugeben. „Früher wusste man, bei einem mit Kork verschlossenen Wein ist nach sieben bis zehn Jahren das präsente Holz weg. Bei Drehverschluss ist das schwieriger, und bei einem deutschen Spätburgunder mit 200 % neuem Holz erst recht – wer soll wissen, wie der sich entwickelt?“ Für die Johners war die Erzeugung des „Cru de Bois“ wirklich eine Reise ins Unbekannte. Aber sie sind sehr froh, dass sie diese gemacht haben. „Verrückte Ideen begeistern uns – dafür sind wir ja auch bekannt, wir wollen nicht stehenbleiben, sondern weiter - kommen. Und wenn etwas wie 200 % in der Welt gemacht wird, dann probieren wir es auch.“ Und da das Ergebnis so überzeugt und es so viele Lorbeeren dafür gab, werden sie weitermachen – aber nicht so pur. „Wir werden Spätburgunder mit 200% erzeugen, aber diese dann rückverschneiden. In dieser Konzentration wird es Spätburgunder bei uns nicht mehr geben.“

Der Cru de Bois, der höchstbewertete Johner-Wein aus dem Wahnsinnsjahrgang 2009 wird einzigartig bleiben.